Am 6. August 1997 kamen 228 Menschen durch ein Flugzeugunglück ums Leben, weil sich die erfahrenen Piloten der Boeing 747, mit insgesamt über 13.000 Flugstunden, beim Landeanflug bei schlechter Sicht an das Protokoll gehalten hatten.
Den Piloten kann kein Vorwurf gemacht werden, sie haben nichts falsch gemacht. Das Problem lag in ihrer Ausbildung, die sie nicht auf unvorhersehbare Situationen und die dadurch notwendige Flexibilität und Eigenständigkeit vorbereitet hat. Die Piloten haben einfach nicht gelernt, sich der Situation anzupassen und zu improvisieren.
Ich erzähle diese Geschichte, weil die Situation von Marketern – abgesehen von den fatalen Folgen (es sei denn wir sprechen über Unternehmen) – vergleichbar ist.
Wir lernen von Dozenten, Vorgesetzten und anderen “Experten”, wie Marketing angeblich funktioniert, und verlassen uns später voll und ganz auf ihre Erfahrung, anstatt unsere eigene zu machen. Im Ergebnis fahren wir unzählige Projekte (und Unternehmen) gegen die Wand, weil wir nicht gelernt haben, eigenständig zu denken und auch entsprechend zu handeln.
Letztendlich liegt es an uns allein, ein neues “Marketing Mindset” zu entwickeln und unseren Marketingansatz grund auf zu überdenken.
Ein Ansatz, der mir gut gefällt, ist das 10X Prinzip. Wie der Name vermuten lässt, ist das Ziel, unseren Erfolg – durch Content und Marketing – zu verzehnfachen.
In diesem Artikel erkläre ich dir, wie das geht.
- Ich empfehle dir, den Artikel erstmal von vorne bis hinten zu lesen, oder zumindest langsam zu überfliegen.
- Dann solltest du nochmal den Abschnitt zum Mindset lesen und es kurz sacken lassen.
- Danach kannst du gezielt zu den Stellen springen, die für dich am relevantesten sind und die Tipps umsetzen.
- Am besten speicherst du dir den Artikel auch gleich als Lesezeichen. ;-)
Lesezeit: ca. 20 Minuten. Falls du keine Zeit hast, dir den ganzen Artikel (ca. 6.500 Wörter bzw. 25 Seiten) anschauen, kannst du einfach die Zusammenfassung lesen und dir mein 10X Bundle für später herunterladen.
Viel Spaß!
Hinweis: Alle Links zu Amazon sind Affiliate-Links.
10X – Mehr als nur ein Mindset
Wofür steht eigentlich “10X”?
Diese Frage ist eigentlich einfach zu beantworten, aber irgendwie auch nicht …
Ich habe einige meiner Leser – darunter auch Branchenkollegen – im Vorfeld gefragt, ob sie mit dem Begriff bereits vertraut sind. Die Mehrheit hatte, um es mal salopp zu sagen, keinen blassen Schimmer, worum es geht. Einmal wurde (zurecht) Grant Cardone, Autor des Buches The 10X Rule, in den Raum geworfen, ein anderes Mal (ebenfalls zurecht) aufgrund der mathematisch anmutenden Schreibweise ein Multiplikator (Faktor 10) vermutet.
Im Grunde steht 10X für rasantes Wachstum (aber nicht unbedingt genau zehnfaches) – persönlich in deinem beruflichen Umfeld und in Bezug auf deinen Content und dein Marketing, aber vor allem im Kontext deines Business.
Die Idee entstand bei Google. “10X Thinking”, wie sie ihre Herangehensweise an neue Lösungen nennen, zwingt sie dazu, revolutionäre statt evolutionäre Veränderungen zu bewirken.
Denk an Briefpost. Dann das Fax. Dann die E-Mail. Dann an Messenger … Dinge verändern sich nicht immer in kleinen Schritten; gerade Technologie macht oft große Sprünge und setzt dadurch völlig neue Standards.
Disketten. CDs. USB Sticks. Clouds.
Analogkameras. Digitalkameras. Smartphones.
Apropos Digitalkamera: Weißt du, wer die Digitalkamera erfunden hat?
Kodak (bzw. dessen Ingenieur Steven Sasson).
Weißt du, welches Unternehmen aufgrund der Digitalkamera zugrunde ging?
Kodak.
Warum? Weil das Management Angst davor hatte, einen von ihnen dominierten Markt selbst zu revolutionieren und dadurch ihr prosperierendes Geschäft zu riskieren. Also verheimlichten sie ihr neuestes Produkt. Das ist einerseits verständlich, hat sie aber andererseits am Ende doch ihre Existenz gekostet (siehe auch Ken Norton).
Das 10X Mindset basiert darauf, wie ein Start-up zu denken: Jeden Tag geht es ums Überleben. Results, or die!
Entscheidend ist dabei die Akzeptanz von Fehlern und des Risikos, möglicherweise nicht erfolgreich zu sein. Scheitern ist ein wichtiger Teil von Innovation, oder um es mit Elon Musks Worten zu sagen: "If things are not failing, your are not innovating enough".
Die Alternative ist die Trägheit oder gar der Stillstand, den viele Unternehmen früher oder später erleben. Und genau da kommt 10X Marketing ins Spiel!
Der 10X Marketingprozess und die Rolle von Content
Bevor ich die Frage beantworte, was 10X Marketing ist, will ich zunächst erklären, was 10X Marketer sind.
Wie schon angedeutet sind 10X Marketer Menschen, die gängige Methoden (oder auch mal Arbeitsaufträge vom Chef) hinterfragen und großen Wert darauf legen selbst zu verstehen, wen sie (mit ihrem Business) eigentlich verändern und was sie bewirken wollen.
“The 10x marketer understands that the job isn't to do marketing the way the person before you did it, or the way your boss asked you to do it. Strategic marketing comes from questioning the tactics, understanding who you are seeking to change and being willing to re-imagine the story your organization tells. Don't play the game, change the game. The 10x marketer doesn't fold in the face of internal opposition.” – Seth Godin
Zusammen mit weiteren Kriterien von Bob Ruffolo (CEO von IMPACT) und Garrett Moon (CEO & Mitbegründer von CoSchedule sowie Autor des Buches 10x Marketing Formula) entsteht daraus eine sehr detaillierte Charakterisierung von 10X Marketern:
- Sie bleiben selbst im Angesicht von Apathie beharrlich. Viele “große” Ideen werden zunächst skeptisch betrachtet und stoßen auf Ablehnung. Durch Zuversicht gewinnen 10X Marketer auf lange Sicht.
- 10X Marketer besitzen Fähigkeiten, die nur schwer zu erlernen sind: Leidenschaft, Optimismus, Arbeitsmoral, ein Gefühl für Dringlichkeit und Empathie.
- Sie fühlen sich am wohlsten in einem Start-up-ähnlichen Umfeld, wo “10 Prozent besser” einfach nicht ausreichen – operativ nicht und als Ziel schon gar nicht.
- 10X Marketer arbeiten strukturiert aber nicht nach Plan. Für sie zählen Ergebnisse, nicht das Protokoll. Sie validieren daher systematisch ihre Annahmen mit Blick auf eine kritische Zielgröße (dazu später noch mehr).
- 10X Marketer sind sich bewusst, dass ihre Ideen nur so gut sind wie ihre Fähigkeit, diese auch umzusetzen.
- Sie sind bereit zu beenden, was nicht funktioniert; Ideen aufzugeben, die keinen 10X Erfolg versprechen. Sie können zwischen vorübergehenden Tiefs, auf die ein Aufschwung folgen wird, und aussichtslosen Talfahrten unterscheiden.
- 10X Marketer wissen, dass Wachstum mit Fehlschlägen einhergeht. Die Stärke liegt im Prozess, nicht in der Perfektion. Und mal abgesehen davon: die meisten Fehler sind das Ergebnis guter Absichten!
- Trotzdem streben 10X Marketer immer danach, den mit Abstand (!) besten Content zu liefern, den das Internet zu bieten hat.
Die "10X Marketing Formula", wie sie Garrett Moon in seinem Buch beschreibt, ist ein System aus ineinandergreifenden Frameworks, durch das wir zehnfaches Wachstum (oder mehr) unabhängig von den Marketingkapazitäten erreichen können. Sie ist gleichermaßen ein Mindset und eine Methode und erstreckt sich über vier Phasen, die ich dir im Folgenden erklären will.
Das Buch 10X Marketing Formula von Garrett Moon stellt die Grundlage der nachfolgenden Ausarbeitung dar. Aus Gründen der Erklärung und Ergänzung werde ich allerdings etwas von der ursprünglichen Struktur abweichen.
Zudem habe ich mein Bestes getan, zusätzliche Beispiele aus Deutschland bzw. Europa zu finden.
Phase 1 des 10X Marketings: Planung ist die Grundlage für erfolgreichen Content
Der erste Schritt in Richtung 10X Marketing ist eine klare Vorstellung davon, wie dein Content aussehen könnte. Im Fokus steht bei dieser Überlegung der Kernwert, den du deiner Zielgruppe durch deine Produkte oder Dienstleistungen bieten kannst. Schließlich willst du langfristig nicht nur aus der Masse hervorstechen, sondern auch kontinuierlich die Nachfrage nach deinem Angebot steigern. Dein Ziel ist es, um diesen “Core Value” herum Konkurrenz-freien Content zu gestalten; also solchen, den inhaltlich, strukturell oder mediatypisch nur du produzieren kannst – weil du das Fachwissen (Erfahrung, Daten etc.), die handwerklichen Fähigkeiten oder schlicht die dafür nötigen Kapazitäten hast.
“Konkurrenz-freier Content” = 10X Content; aber was macht ihn aus?
Geht es nach Rand Fishkin, der 10X im Jahr 2015 erstmalig mit Content in Verbindung brachte (siehe “Why Good Unique Content Needs to Die”), wird 10X Content durch folgende Punkte charakterisiert :
- Die User Experience ist durchweg positiv; das betrifft das grundlegende Layout, die Struktur, die verwendeten Schriften, Visuals, das Interface etc. – eben das gesamte Content Design.
- Die Nutzbarkeit wird kombiniert mit Nützlichkeit, ergo einem hohen Mehrwert für den Konsumenten in Form von direkter Information (Antworten auf typische Fragen, Lösungen für konkrete Probleme), Interaktionsmöglichkeiten (!) und weiterführenden Ressourcen. Und das bei einer außerordentlich hohen – vor allem fachlichen – Qualität und Vertrauenswürdigkeit.
- Es wird eine emotionale Reaktion getriggert; ob Antizipation, Staunen, Überraschung, Freude oder Bewunderung...
- Der Unterschied zu anderen “konkurrierenden” Inhalten ist offensichtlich – in Bezug auf den Umfang und die Details sowie die daraus resultierende Amplifikation in Form von Social Media Shares und Backlinks. Laut Fishkins laufender Analyse sind das im Durchschnitt ca. 900 Links, über 2.800 rankende Keywords und über 77.000 Empfehlungen pro Content, wobei diese Werte sehr stark von Extremfällen geprägt sind (siehe 10X Content Pieces Analysis). Laut Noah Kagan (Gründer von Sumo) und BuzzSumo erhalten Artikel mit einem Umfang von 3.000 - 10.000 Wörtern übrigens die stärkste Amplifikation.
Ich bin gespannt, denn dieser Artikel hat über 6.500 Wörter... :-) - Die Ladezeit einer Website bzw. ihrer Inhalte ist kurz und der Content über jeden Browser und jedes Endgerät nutzbar.
- Es werden eigene Daten präsentiert, denn diese sind in gewisser Weise ein Garant für Einzigartigkeit und bieten zahlreiche Möglichkeiten zur visuellen und interaktiven Präsentation. (Fishkin führt dieses Kriterium nicht in seiner Liste auf, spricht es aber im Rahmen seines Whiteboard Fridays auf.)
Den Anspruch an 10X Content visualisiert Fishkin darin in etwa so:
Fishkin merkt allerdings selbst an, dass nicht alle diese Kriterien erfüllt sein müssen, um Content als 10X zu klassifizieren. Eine Liste mit Beispielen (inzwischen über 117 davon) kuratiert er übrigens hier. Meine Favoriten daraus sind:
- The ultimate guide to how cars work
- A visual introduction to machine learning
- A Five-Minute Guide to Better Typography
- Transparency Introducing the New Buffer Salary Formula, Calculate-Your-Salary App and The Whole Team’s New Salaries
Weitere Beispiele mitsamt Erklärung, warum sie als 10X zu klassifizieren sind, listet Eric Siu, CEO von Simple Grain, hier. Deutschsprachige Beispiele zu finden war nicht leicht, aber bei Springlane bin ich schließlich mehrfach fündig geworden, unter anderem bei ihrem großen Low-Carb-Guide. Beim Searchmetrics Summit 2016 gewährten sie außerdem ein paar Einblicke, wie sie ihren Traffic von 50.000 auf 500.000 Visits verzehnfacht haben.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir an dieser Stelle künftig gemeinsam weitere Beispiele kuratieren würden! Schreib mir deinen Vorschlag für 10X Content einfach per Kommentar.
Garrett Moon formuliert den Anspruch noch dramatischer:
“It should be the best damn content on the internet. To capitalize on the halo effect, you need to create content so good it makes everyone else look like they didn’t even try.”
Der Halo-Effekt, den Moon anspricht, beschreibt eine sozialpsychologische Wahrnehmungsverzerrung. Sie besteht darin, bekannte Eigenschaften einer Person oder Sache (in diesem Fall unseres Contents) auf andere unbekannte – und vor allem auch unabhängige – Eigenschaften zu übertragen. Solche Beurteilungsfehler können sowohl positiv als auch negativ ausfallen und beeinflussen den Gesamteindruck aufgrund einzelner wahrgenommener Eigenschaften unverhältnismäßig. Empfinden wir beispielsweise eine Person als äußerlich attraktiv, so stufen wir sie häufig auch als intelligent und sympathisch ein. Dasselbe passiert mit Content: gefällt er uns “auf den ersten Blick”, stufen wir ihn von vornherein als nützlich und wertvoll ein und fangen überhaupt erst an ihn zu konsumieren.
Mehr über den Halo-Effekt und seinen Nutzen fürs Marketing findest du übrigens in meinem Buch Content Design. ;-)
Neben dem “Content-Product-Fit” spielt noch ein weiterer Aspekt eine wichtige Rolle bei deinen Vorüberlegungen: der “Content-Market-Fit”. Du kannst dir das als Sweetspot zwischen dem, was deine Kunden (nicht nur deine “Zielgruppen”) wirklich interessiert und dem, was du ihnen diesbezüglich bieten kannst. Inhalte, die entweder die eine oder die andere Seite bedienen, willst du aus offensichtlichen Gründen vermeiden.
Phase 2 des 10X Marketings: Standardisierte Prozesse sorgen für eine effiziente Content Produktion
Das 10X Mindset für die Content Produktion ist simpel:
“Wir publizieren (idealerweise) nur einmal zu dem Thema, also muss es das Beste sein”.
Um das zu erreichen beschreibt Garrett Moon unter anderem das Konzept der 10X Workflows. Diese beschreiben grundlegende Arbeitsabläufe, denn Ideen sind nur so gut wie unsere Fähigkeit, sie auch tatsächlich umzusetzen. Optimierte Workflows helfen dabei, den Abstimmungsaufwand zu reduzieren und die Produktivität nachhaltig zu steigern.
Drei Eigenschaften charakterisieren 10X Workflows:
- Arbeitsabläufe werden im Vorfeld abgestimmt. Die Idee hinter grundsätzlichen erteilten Freigaben ist die Zeiteinsparung durch die Reduktion der involvierten Personen und die dadurch wegfallenden Feedback- und Abstimmungsschleifen.
- Sie sind lean . Das “Lean Startup Prinzip” von Eric Ries ist dir wahrscheinlich schon ein Begriff, ich verweise aber gerne nochmals auf den Artikel über Lean Content Marketing.
- Alle Aufgaben definieren, die zur Umsetzung einer Idee erledigt werden müssen; einschließlich einer Beschreibung , was “erledigt” genau bedeutet.
- Unwichtige Aufgaben streichen. Stell dir hierbei immer die Frage, warum etwas getan wird; oft ist es nur Gewohnheit. Der Fokus liegt hierbei auf unterschiedlichen Workflows für verschiedene Content-Formate. Ein Artikel entsteht beispielsweise auf andere Weise als eine Infografik. Dein Ziel ist ein Workflow pro Format.
- Ähnliche Aufgaben bündeln; Das spart Zeit, weil wir uns auf bestimmte Workflows eingrooven können (z.B. “Texten” oder “Designen”).
- Aufgaben verteilen. Um sicherzustellen, dass Aufgaben auch wirklich erledigt werden, sollten die verantwortlichkeiten Personen ernannt werden. Achte darauf, einzelne Aufgaben immer nur einer Person aufzutragen; wobei eine Person natürlich mehrere Aufgaben übernehmen kann.
- Deadlines festlegen. Für die Definition eines Fertigstellungstermins wählst du am besten ein Zieldatum (Publikationstermin) und rechnest rückwärts. Entsprechend kannst du deine Deadlines dann auch formulieren, z.B. “[Aufgabe] bis 18 Tage vor Publikation fertigstellen”.
- Zeitaufwand abschätzen. Ergänzend zur kalendarischen Zeitplanung solltest du auch dein eigentlichen Arbeitsaufwand benennen – in Minuten, Stunden oder ggf. sogar Tagen. Dabei solltest du dich bewusst auf diesen Zeitaufwand beschränken. Bei meinem zweiten Buch hab ich bspw. den Fehler gemacht, zu lange bzw. immer wieder zu recherchieren, was mich jedes Mal wieder zusätzliche Zeit gekostet und dementsprechend die Fertigstellung hinausgezögert hat.
- Sie folgen “High Performance Standards”. Abgestimmte Qualitätsstandards ergänzen die abgestimmten Arbeitsabläufe, damit die Qualität zugunsten der Quantität nicht verloren geht.
CoSchedules HPS enthalten beispielsweise folgende Punkte: - Das Thema befindet sich im Content Sweetspot (siehe oben).
- Es wurden relevante Keywords zu Grunde gelegt, um das Potenzial aus der organischen Suche voll auszuschöpfen.
- Das Thema wurde gründlich recherchiert und auf den Punkt gebracht. Fakten überwiegen im Vergleich zu persönlichen Meinungen (wobei diese an sich nichts Schlechtes sind).
- Das Thema wird umfassend, verständlich und mit konkreten Handlungsmöglichkeiten (durch Tipps, Anleitungen, Checklisten etc.) zum Beispiel in Form von Content Upgrades aufbereitet.
- Der Content ist gut strukturiert (z.B. durch Zwischenüberschriften, Absätze, Listen etc.) und visuell aufbereitet. Hier erfährst du mehr über die Bedeutung von Visual Content im Marketing.
- Der Content enthält eine (!) klare Handlungsaufforderung. Einfach nur Content zu produzieren ist niemals das Ziel; Wachstum ist es.
Bewerte deinen Content mithilfe der Content Scorecard
Zur Kontrolle deiner High Performance Standards bieten sich Content Scorecards an. Das Konzept stammt von Jeff Goins, Autor des Buches The Art of Work, und basiert auf einer Reihe von Fragen, die je nach Erfüllungsgrad mit einem Punkt bewertet werden. Du findest dafür eine entsprechende Spalte in meinem Template. Dein Ziel ist es, jedes Mal die volle Punktzahl zu erreichen.
Das hier sind übrigens die vier ursprünglichen Fragen von Goins:
- Beginnen wir mit einem Versprechen?
- Lösen wir dieses Versprechen am Ende ein?
- Halten wir uns an unseren internen Styleguide?
- Bieten wir so viel Mehrwert, dass Leser dafür bezahlen würden?
Rein hypothetisch: Würdest du für diesen Artikel und das weiterführende Material bezahlen?
Definitiv nicht! Ja, wenn der Preis stimmt.
Anders als bei den Kriterien für 10X Content geht es bei diesen Standards tatsächlich darum, alle zu erfüllen. Goins konnte bei 3 aus 4 Punkten eine Read-Through-Rate von 30 Prozent messen, wohingegen die volle Punktzahl einen Wert von 80 Prozent erzielte! Mach den Test am besten selbst!
Bei mir entsteht neuer Content ungefähr so (mit dem Vorteil natürlich, dass ich selten was abstimmen muss):
- An Ideen mangelt es mir glücklicherweise selten, sodass ich zu spezifischen Themen direkt mit der Keyword-Recherche beginnen kann. Details dazu würden hier den Rahmen sprengen, ich kann bei Interesse aber gerne welche ergänzen. Schreib mir einfach einen Kommentar, wenn du das möchtest. Mir geht es dabei um eine Einschätzung, ob das Thema bereits von Interesse ist oder nicht und wenn ja, in welchem Kontext (navigational, informational, transaktional etc., siehe Olaf Kopps Übersicht zu Keywordarten und Suchintentionen). Das absolute Suchvolumen ist wichtig, aber nicht entscheidend. Wenn du dich zum Beispiel als Thought Leader positionieren willst, bist du oft der erste/einzige, der über (d)ein Thema spricht. Dann liegt es aber auch maßgeblich an dir, die Nachfrage zu steigern. Ein gutes Beispiel ist Brian Dean, der sich unter anderem durch seine “Skyscraper Technique” einen Namen gemacht hat.
- Nach der Keyword-Recherche studiere ich die zehn besten Suchergebnisse (pro Keyword) auf unterschiedlichen Plattformen; allen voran natürlich Google, aber auch YouTube oder BuzzSumo. Das mache ich am liebsten auf einem fremden Rechner oder zumindest im Incognito-Modus, um auch mal außerhalb meiner Filterblase zu recherchieren.
- Währenddessen notiere ich Gemeinsamkeiten und Dinge, die mir fehlen; in Bezug auf den Umfang, die Struktur, die verwendeten Mediatypen (bei Bildern z.B. nur Stock oder auch Eigenkreationen?), die Tonalität, Meinungen und Kommentare, weiterführende Quellen usw. In der Regel kann ich daraus schon das ein oder andere “Must have” für meinen Content ableiten, um mich von der Konkurrenz abzuheben.
- Danach beginnt die eigentliche Produktion mit einer groben Struktur und Einordnung meiner Notizen, die ich dann nach und nach ausarbeite. Dabei werfe ich natürlich immer wieder einen Blick auf mein eigenes Portfolio um ggf. vorhandene Inhalte wiederzuverwerten und um zu prüfen, ob ich mit meiner Idee noch im Sweetspot liege.
Bei diesem Artikel hab ich erstmalig einen zusätzlichen Schritt integriert: Auf Basis eines ersten Entwurfes, meinem “Minimum Viable Content” (kurz MVC), bat ich meine neugewonnenen Betaleser um Feedback. Am Ende flossen unzählige Anmerkungen in diesen Artikel ein, der dir jetzt mitsamt der ergänzenden Materialien vorliegt.
Das Konzept der Betaleser hab ich bei Hotjar kennengelernt, die freiwillige (ausgewählte) Newsletter-Abonnenten um Feedback zu neuen Artikel gebeten haben und sie mittlerweile sogar noch intensiver in die Content-Produktion involvieren; Unter anderem in die Erstellung ihres ersten Online-Videokurses.
Eine Win-Win-Situation entsteht dadurch, dass Leser auf diese Weise exklusiven Vorabzugriff auf neue Inhalte erhalten und spätestens bei der Produktentwicklung, wie im Fall Hotjar, auch durch Sonderkonditionen profitieren können.
Exkurs: Agile Development im Content Marketing
Wir sind gut beraten, in Hinblick auf unsere Arbeitsweisen hin und wieder über den Tellerrand zu blicken und uns gerade im Marketing ein paar Methoden von anderen abzuschauen. Denn worum geht es im Marketing überhaupt? Einerseits die Skalierung unseres Unternehmens aber andererseits auch Innovation, oder?
Speziell das Produktmanagement bietet einige spannende Ansätze, die wir uns zunutze machen können; wobei unsere Produkte unser Content und unsere Touchpoints sind:
- Das Arbeiten mit User Stories, um den tatsächlichen Mehrwert für den Nutzer nicht aus den Augen zu verlieren. Die Formel dafür lautet: “Als _______________ (Personenbeschreibung, z.B. “Leser dieses Artikels”) will ich __________________ [Feature/Content], sodass ich _____________ [Aktivität/Ziel/Ergebnis] tun kann”.
- Viele kleine, schnelle Schritte machen, anstatt wenige große. Dadurch sammeln wir schneller Erfahrung und bleiben agil. Wir wollen 10X Content von der Idee her groß denken, aber uns möglichst effizient dem Ergebnis nähern. Ein großer Schritt kann schnell in die falsche Richtung gehen… Fail fast, fail forward.
- Sofern wir im Team arbeiten, können Daily Scrums und Retros uns dabei helfen, eine durchgängige Kommunikation zu gewährleisten und unsere Erfahrung unmittelbar miteinander zu teilen.
Zum Weiterlesen:
WERBUNG
Portfolio im Content Management
Durch strukturelle, inhaltliche und gestalterische Optimierung den Wert von Content kontinuierlich steigern.
Bis hierher war die Produktion vor allem Theorie in Bezug auf Methoden, Prozesse und Standards. Das hat den einfachen Grund, dass die tatsächliche Umsetzung idealerweise parallel zur Publikation und Promotion geschieht.
Phase 3 des 10X Marketings: Publikation und Promotion gehen Hand in Hand mit der Produktion
Kombinieren wir das Prinzip des Minimum Viable Contents mit iterativem Vorgehen, folgt daraus, dass wir nicht zwangsläufig mit einem Big Bang live gehen, sondern Schritt für Schritt. Dein Ziel ist es, deine Produktidee frühzeitig und mit möglichst wenig Aufwand am Markt zu testen.
Und das gilt für Produkte ebenso wie für Dienstleistungen und eignet sich genauso gut für Teams wie für ganze Unternehmen.
Am besten erkläre ich das direkt an einem Beispiel: Stell dir vor du bist Berater und willst künftig anstelle deiner begrenzten Zeit lieber “skalierbare” Produkte verkaufen. Deine erste Idee ist ein eigener Online-Kurs.
Welche kleinen Schritte kannst du gehen, um dein Risiko – vor allem mit Blick auf die Produktions- und Werbekosten – zu minimieren bzw. deine Erfolgschancen schon vor dem Launch zu steigern?
- Sofern du noch keine Erfahrung mit dem Medium Video hast, könntest du dich zunächst durch Live-Sessions (Webinare) daran gewöhnen, vor der Kamera zu stehen – ggf. auch ohne ständig im Bild zu sein. Mach dich dabei auch mit den Tools vertraut und entwickle ein Gefühl für dieses Format.
Das hat gleich zwei positive Nebeneffekte: Zum einen kommst du auf diese Weise mit potenziellen Kunden deines Kurses in Kontakt und kannst dir direkt Feedback einholen. Zum anderen baust du damit deine E-Mail-Liste aus, die du sowohl in der Produktionsphase (siehe Betaleser) als auch zur Vermarktung nutzen kannst. - Bevor dein Produkt überhaupt existiert erstellst du eine einfache Landing Page, die zunächst lediglich Informationen zu deinem geplanten Produkt enthält (wobei Besucher nicht unbedingt wissen müssen, dass das Produkt aktuell erst in Planung ist) und auf der du Interessenten die Möglichkeit bietest, per Mail auf dem Laufenden zu bleiben.
Melden sich kaum Leute an (obwohl genügend Personen die Seite besuchen), solltest du zunächst deine Landing Page handwerklich überprüfen (Wording, Gestaltung, Usability etc.) und dann im Zweifelsfall auch nochmals die Idee an sich bewerten (Thema, Format, Zielgruppe etc.). Es geht ja hierbei wie gesagt auch darum, Produktideen grundsätzlich zu testen. Stell dich also immer darauf ein, dass du dich auch mal von einer idee verabschieden musst. - Ist das Interesse vorhanden, kannst du über diese Landing Page auch mit einer Vorverkaufsaktion werben, sobald du einen Erscheinungstermin definiert hast. E-Mail-Abonnenten könntest du zum Beispiel Sonderkonditionen einräumen, die du schon im Vorfeld als Anreiz zur Anmeldung angekündigt hattest.
Ben und ich haben auf diese Weise den Verkauf unseres Buches angekurbelt und in den ersten drei Wochen knapp 1.000 Exemplare verkauft. - Alternativ könntest du über die Landing Page auch direkt Feedback einholen, zum Beispiel mittels Kommentarfunktion oder eines spezifischen Formulars. Der Vorteil von Befragungen besteht darin, dass du gezielt Informationen sammeln kannst, etwa worauf sich Interessenten am meisten freuen oder was sie grundsätzlich erwarten. Dieses Wissen ist extrem wertvoll für deine Produktgestaltung.
- Zu guter Letzt. oder sagen wir “als letzter Punkt zu diesem Beispiel” könntest du die zu erwartende Resonanz auf dein Kursthema vorab in Form neuer Blogartikel testen. Einen Artikel zu schreiben ist nämlich deutlich weniger Aufwand als einen ganzen Videokurs aufzuzeichnen… Wie oben beschrieben prüfst du dadurch automatisch die Nachfrage in Form von Suchvolumen und malst dir ein Bild deiner potenziellen Konkurrenz. Beides gibt Aufschluss darüber, wie vielversprechend deine Idee tatsächlich ist.
Ich hoffe dir ist jetzt klar, wie du dich deinem 10X Content in kleinen Schritten nähern kannst, um das Risiko einer großen Produktion zu minimieren. Mach dir für dein 10X Projekt am besten eine ähnliche Liste, formulier für jeden deiner Schritte ein konkretes Ziel und bewerte sie anhand ihrer Performance.
Bedenke jedoch eines: das beste Webinar, die beste Landing Page und die besten Blogartikel bringen dir recht wenig, wenn sie keiner besucht. Wie sagte Jay Baer so schön:
"Most marketers don't simply have a content problem; they have an amplification problem. Launching something into orbit around the blogosphere, no matter how useful, doesn't mean anyone will se it. Or click. Or care."
Warte, ich hab noch mehr schlaue Zitate:
“Poor distribution - not product - is the number one cause of failure.” – Peter Thiel
“The best product doesn't always win. The one everyone uses wins” – Andrew Bosworth
Was ich damit sagen will, ist, dass die Bewerbung deiner “Produkte” (ergo Content) genauso wichtig ist, wie diese an sich. Ich höre immer häufiger von der Faustregel, in die Distribution genauso viel zu investieren, wie in die Produktion.
Wie sieht dieses Verhältnis bei dir aus?
Die Content Promotion ist sicherlich ein Thema, mit dem du vertraut bist, daher will hier nur ein paar Aspekte im Sinne des 10X Mindsets hervorheben.
Mach deine Zielgruppe aktiv via Social Media auf deinen Content aufmerksam
Es spricht nichts dagegen, neuen Content aggressiv, aber mit Verstand zu bewerben.
Hab den Mut, deinen Content mehrfach über unterschiedliche Plattformen zu teilen. Wer Content publiziert und dann jeweils nur eine Nachricht via Facebook, Twitter, LinkedIn und Co. streut, lässt enormes Potenzial liegen. Denn mal ehrlich, wann sind schon alle unsere Follower gleichzeitig online? Es ist ja nicht so, dass sie den ganzen Tag vor dem Bildschirm oder Smartphone sitzen und auf unseren Content warten… schön wär’s!
Garrett Moon und sein Team bei CoSchedule haben diesbezüglich eigene Studien durchgeführt und die “idealen Postingzeitpunkte” sowie die “ideale Frequenz” ermittelt. Das sind natürlich nur Richtwerte, aber ihre Herangehensweise kannst du für deine eigenen Untersuchungen durchaus übernehmen.
Das Gute daran ist, dass uns passende Texte schon vorliegen. Wir müssen also nicht allzu viel zusätzlichen Aufwand investieren, auch noch schicke Beitragstexte zu formulieren. Stattdessen können wir unseren Content beispielsweise mithilfe der folgenden Aufhänger promoten:
- Artikeltitel und Zwischenüberschriften als Tweets absetzen.
- Einleitungs(ab)satz über Facebook teilen.
- Erwähnte Experten in einem LinkedIn Beitrag zitieren.
- Enthaltene Bilder, Grafiken, Diagramme etc. via Pinterest verbreiten.
Promote deinen Content (automatisch) per E-Mail an alte und neue Kontakte
Ähnlich wie über Social Media kannst du deinen Content auch via E-Mail mehrfach bewerben und daraus eine Art Funnel – vor allem für neue Abonnenten – gestalten:
- Verwandle deine(n) Blogartikel in eine kleine, automatisierte E-Mail-Serie, mit der du neue Abonnenten anlocken kannst.
- Kündige deine Produktidee im Rahmen eines “persönlichen Schreibens” (Stichwort: Personalisierung) an und frag deine Abonnenten nach ihrer Meinung.
- Involviere (ausgewählte) Abonnenten in die Produktentwicklung (Stichwort: Betaleser).
- Kündige den Termin an, zu dem du dein Produkt veröffentlichen wirst, und biete Abonnenten nicht nur Sonderkonditionen oder Extras, sondern denk ruhig auch mal über ein kleines Affiliate-System nach, um den Viralitätsfaktor zu beeinflussen.
- Biete deinen Abonnenten Ausschnitte aus deinem Produkt (bzgl. des Videokurses beispielsweise einzelne Videos oder Ausschnitte) und verweise sie stets auf deine Landing Page und spezielle Sonderangebote hin. Auch das kannst du in Form von Drip-Kampagnen automatisieren.
- Binde einen Hinweis auf dein Produkt bzw. deine Landing Page in ältere Artikel ein, die thematisch passen und in der Customer Journey sozusagen eine Stufe vorne dran liegen. Insbesondere Content Upgrades kannst du sehr gut automatisieren.
- usw.
Ich bin sicher, dass du noch viele weitere Ideen finden wirst, um im 10X Stil auf deinen Content und deine Produkte hinzuweisen, ohne zusätzlich viel Zeit investieren zu müssen.
Die spannende Frage, die jetzt noch bleibt, ist die, welche dieser Ideen auch wirklich funktionieren...
Phase 4 des 10X Marketings: Analysiere die Performance und optimiere Content & Prozesse
Ein kurzer gedanklicher Reset:
Dein Ziel ist es, Konkurrenz-freien Content in der Schnittmenge zwischen deinen Produkten und den Interessen deiner Zielgruppe zu produzieren und so zu optimieren, dass Besucher – ohne deine direkte Einflussnahme – zu Kunden konvertieren.
Um deinen Erfolg zu messen, brauchst du für dieses Ziel eine Metrik.
Eine.
Nicht zwei. Nicht drei. Nicht viele.
Eine.
Garrett Moon nennt sie in seinem Buch “One Metric That Matters”. Tim Ferriss nennt sie in seinem Buch The 4-Hour Workweek “North Star Metric”. Sie beide beziehen sich auf ein Konzept, das Alistair Croll and Benjamin Yoskovitz in ihrem Buch Lean Analytics: Use Data to Build a Better Startup Faster* popularisiert haben.
“If you want to change results, your metric must be tied to the results you want.” – Garrett Moon
Egal wie du sie nennen willst, du solltest mit ihr dein aktuelles Wachstum beschreiben können. Ich sage aktuelles Wachstum, weil wir beizeiten unseren Schwerpunkt verändern und dementsprechend auch unsere Zielmetrik anpassen müssen. Im Grunde geht’s um Folgendes:
Finding the right metric to relentlessly focus on at the right time that’s appropriate to your stage of growth.
Ein Unternehmen entwickelt sich typischerweise in mehreren Phasen. In jeder dieser Phasen ist das Ziel und damit die Zielmetrik eine andere.
In einer ersten Phase geht es oft darum, Aufmerksamkeit zu generieren und grundlegend den Traffic zu steigern. Passende Metriken wären Seitenaufrufe, Page Views oder Unique Visitors.
In einer weiteren Phasen liegt der Fokus vielleicht eher darauf, die eigene Community zu entwickeln und dafür die Zahl der Fans, Follower und Abonnenten zu steigern – vor allem E-Mail-Abonnenten, weil wir diesen Kanal als einzigen “besitzen”.
Die letzte Phase fällt sicherlich am individuellsten aus, da es hier ausschließlich um “Business Value” und die Frage geht, wie wir unsere Community monetarisieren können? Relevante Metriken könnten beispielsweise qualifizierte Leads, die wir vertrieblich angehen können, Kaufabschlüsse, regelmäßige Einnahmen (“Recurring Revenue”) oder auch die Retention Rate sein.
Alle anderen Metriken, die uns zur Verfügung stehen, sollten wir dabei nicht völlig ignorieren! Sie dienen uns als Diagnose-Tool und Frühwarnsystem, denn oft korrelieren bestimmte Metriken nicht nur, sondern hängen tatsächlich kausal zusammen.
Heatmaps sind ein gutes Beispiel, um das zu verdeutlichen: Durch sie erhalten wir ja nicht einfach nur mehr Daten, sondern ergänzende Daten, mit deren Hilfe wir unser Wachstum beeinflussen können. Etwa indem wir eine bessere Position für unseren Call-to-Action (CTA) finden und dadurch die Anmeldequote für unseren Newsletter verbessern.
Setze dir dein Ziel auf Basis vorhandener Daten und aktualisiere beides kontinuierlich
Wann du deine Zielmetrik anpassen solltest, sprich wann du von einer Phase in die nächste wechselst, wirst du selbst entscheiden müssen. Am besten eignen sich dafür aber spezifische Ziele wie “Sobald wir 200.000 Page Views pro Monat generieren”. Dieser Zahl kannst du dich durch Hochrechnungen nähern:
Angenommen dein Ziel ist die Steigerung deines Jahresumsatzes von derzeit 100.000 Euro auf 1 Mio. Euro und der Customer-Lifetime-Value liegt aktuell bei 249 Euro. Du brauchst für dein Ziel demnach ca. 4.000 Kunden. Deine Daten verraten dir, dass deine Abonnenten-zu-Kunden-Quote bei 3 Prozent liegt und deine Besucher-zu-Abonnenten-Quote bei 6 Prozent. Du brauchst also grob 135.000 Abonnenten bzw. 2,2 Mio. Besucher (im Jahr).
Schaffst du es hingegen deine Conversion Rate durch eine effektivere Platzierung deiner CTA mithilfe von Heatmaps um 1 Prozent zu steigern, brauchst du “nur” noch 1,9 Mio. Besucher. ;-)
Du merkst schon: es gibt viele Stellschrauben, an denen du drehen kannst.
Entscheidend ist die Frage, was Menschen dazu bewegt, “Ja” zu sagen – sowohl kleine Jas im Sinne von “Ja, das klingt spannend, ich klick mal drauf” als auch große im Sinne von “Ja, ich kaufe das jetzt”.
“Motivating people to say yes … is a matter of understanding both what’s inside them and which stage of awareness they are in. This way, you can demystify their thought processes and invite them to enter the next stage of awareness.” – Garrett Moon
Die 5 Phasen des Bewusstseins
Mit “stages of awareness” bezieht sich Moon da auf die fünf Phasen des Bewusstseins, die auf Eugene Schwartz' Buch "Breakthrough Advertising" aus dem Jahr 1966 zurückgehen:
- Unaware – Deine Zielpersonen haben ein Problem, oder wie wir im Marketing so schön sagen: einen “Pain”, sind sich dessen aber nicht bewusst. Deine Aufgabe in dieser Phase ist es, deine Zielgruppe darauf aufmerksam zu machen.
- Pain aware – Okay, nun sind sie sich ihres Problems bewusst. Mach in dieser Phase deutlich, dass du sie und ihr Problem verstehst und gib ihnen konkrete Lösungsvorschläge an die Hand – nicht aber deine Produkte sondern eher “DIY-Lösungen”.
- Solution aware – Inzwischen kennen sie ihr Problem und wissen, dass sie verschiedene Lösungsmöglichkeiten haben (Produkte, Dienstleistungen etc.). Indem du darüber informierst, wie deine Produkte das Problem lösen können, geleitest du sie in die nächste Phase.
- Product aware – Deine potenziellen Kunden kennen dich, deine Produkte und auch die Konkurrenz. Jetzt, aber auch erst jetzt, kannst du über Produkteigenschaften (im Vergleich zu anderen Lösungen) sprechen, um sie von dir zu überzeugen.
- Most aware – In der letzten Phase befinden sich jene Personen, die ihre Entscheidung getroffen haben und sie jetzt nur noch umsetzen brauchen. Deine Aufgabe ist es, genau das zu ermöglichen – zum Beispiel durch entsprechende Buttons und Handlungsaufforderungen. Aber nimm diesen Schritt nicht auf die leichte Schulter, auch hier kannst du potenzielle Kunden z.B. aufgrund unklarer Formulierungen noch verlieren!
An diesen fünf Phasen kannst du im Grunde alle deine Funnels ausrichten. E-Mail-Serien bauen derart aufeinander auf, Blogartikel führen in diesem Sinne von einem zum nächsten und Landing Pages kommen genau dann ins Spiel, wenn das angebotene Produkt zur aktuellen Phase eines Besuchers passt.
Wer investieren kann, ist mit entsprechenden Tools wie bspw. HubSpot gut bedient, um diese Form der Personalisierung und Automatisierung umzusetzen.
Zur Vertiefung:
Konstruiere deine Content Funnels stets mit der Frage im Hinterkopf, was deine Besucher heute zu dir geführt hat. Was passiert gerade in ihrem Leben? Haben sie ein Problem? Suchen sie nach konkreten Lösungen? Passen deine Produkte?
Auf diese Weise nimmst du sie von der ersten Minute an an die Hand und stellst einen echten Mehrwert für sie da. Am Ende hast du ihnen nicht nur durch deine Produkte ihr Problem gelöst, sondern ihnen gleichzeitig eine herausragende Erfahrung (Customer Experience) geboten.
Diese Emotionale Komponente ist das, was sie nachhaltig an dich (deine Marke) und deine Produkte binden wird.
Der 10X Marketingprozess, kurz gefasst.
- Planen. Dein Ziel ist Konkurrenz-freier Content in der Schnittmenge aus Einzigartigkeit und Nutzen (für deine Zielgruppe und dich).
- Produzieren. Steigere deinen durch Qualitätsstandards festgelegten Output durch verschlankte Prozesse und agile Methoden.
- Publizieren und Promoten. Teste deine Ideen frühzeitig durch viele kleinere Releases und scheue dich nicht davor, dein Endprodukt aggressiv zu bewerben.
- Analysieren und optimieren. Fokussiere dich stets auf eine einzige Metrik und optimiere deinen Content dahingehend auf Basis der vorliegenden Daten.
Ein abschließender Blick auf 10X außerhalb des Marketings
10X muss nicht zwangsläufig das angestrebte Ziel sein; oft ist es schlicht ein Nebenergebnis. Analysieren wir beispielsweise unsere Kunden- bzw. Umsatzstruktur auf der Suche nach dem Pareto Prinzip und ergreifen dann explizite Maßnahmen, um das Verhältnis zu optimieren, sorgen 10X Ergebnisse oft für einen Überraschungseffekt.
Das Pareto Prinzip
Das eben erwähnte Pareto Prinzip besagt, dass 80 Prozent des Outputs durch 20 Prozent des Inputs generiert wird. In Bezug auf unser Content Business könnten wir also auch sagen, dass 80 Prozent des Traffics durch 20 Prozent unseres Portfolios generiert wird oder wir 80 Prozent unseres Umsatzes mit nur 20 Prozent unseres Kundenstamms machen.
Über Tim Ferriss’ Buch bin ich außerdem auf Parkinsonsche Gesetz gestoßen, das in Kombination mit der 80/20-Regel extrem wertvolle Synergien freisetzt. Das Gesetz besagt, dass die wahrgenommen Wichtigkeit einer Aufgabe sowie deren Komplexität mit der für die Erledigung verfügbaren Zeit steigt. Kurze Deadlines bewirken demnach, dass wir uns auf die notwendigsten Dinge konzentrieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass mehr Zeit nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit einem besseren Ergebnis ist.
Worum wir uns im Sinne des 10X Mindsets also stets bemühen sollten, ist eine Limitierung der Aufgaben auf jene, die unmittelbaren Einfluss auf unser 10X Wachstum haben (80/20), und gleichzeitig den Zeitraum für die Umsetzung verkürzen (Parkinson).
Klingt leichter, als es ist!
Als Dienstleister, etwa Freiberufler oder Agentur, plagen wir uns oft mit Kunden herum, die viel mosern und mit unserer Arbeit per se unzufrieden sind. Dabei sind wir nur in den seltensten Fällen auf genau diese Kunden angewiesen; weil sie eben nicht zu den 20% gehören, mit denen wir 80% unseres Umsatzes machen. Was würde also passieren, wenn wir uns von solchen Kunden trennen? Unser Stresslevel sinkt, wir können die Zeit anderweitig sinnvoll nutzen und sind grundlegend zufriedener mit unserer Arbeit – vielleicht sogar 10X zufriedener als vorher.
Wer weiß, vielleicht können wir uns dadurch sogar zehnmal besser um „die wichtigen 20%“ kümmern und dadurch zehnfachen Umsatz generieren…?!
André Morys , Gründer und CEO von konversionsKRAFT, plaudert über genau dieses Thema im “Humans Strike Back”-Podcast mit dem Gründer von Hotjar, David Darmanin. Hör doch mal rein: Firing your biggest client: Why putting its team first paid off.
Ich selbst befinde mich derzeit auch in einem 10X Experiment: Ich nenne es “10X Life”.
Im ersten Schritt rufe ich meine Mails nur noch zweimal am Tag ab, um mich dazwischen voll auf die Arbeit, die ich am Vortrag geplant habe, zu konzentrieren. Allein dadurch merke ich schon einen Anstieg in meiner Produktivität.
Der nächste Schritt wird sein, mich sukzessive aus der “Büropflicht” zu befreien. Ich will dadurch nicht nur Zeit einsparen und Ablenkungen minimieren, um meine Produktivität weiter zu steigern, sondern vor allem mein Leben abseits der Arbeit in dieses System integrieren. Denn ehrlich gesagt bin ich zum Beispiel nachmittags zwischen 15 - 18 Uhr nicht unbedingt am produktivsten. Da mach ich während dieser Zeit doch lieber den Haushalt, Sport oder geh einkaufen und setz mich abends wieder an die Arbeit. Davon haben wir doch am Ende alle viel mehr…
Mein ultimatives Ziel ist es, künftig nur noch das zu tun, was mir am meisten Spaß macht; was ich am besten kann und was sonst keiner (so gut) kann. Alles andere werde ich versuchen, einfach bleiben zu lassen (da gibt es sicherlich mehr als genug…) oder auszulagern.
Was hältst du von dieser Idee?
Wenn ich abschließend einen Satz formulieren müsste, der meine Kernbotschaft rüberbringt, dann wäre es der folgende:
Sei gewillt, alles zu hinterfragen und Dinge anders (d.h. besser) zu machen.
“I guess it takes a dreamer to change the world.” – Teresa Pérez-Luz
10X im Überblick: 10 Fragen & Antworten
- Was bedeutet 10X, speziell in Bezug auf Content und Marketing?
10X steht für rasantes (zehnfaches) Wachstum in Bezug auf dein (Content) Marketing und dein Business allgemein. Das Prinzip basiert auf revolutionären statt evolutionären Veränderungen. - Wie unterscheidet sich 10X Marketing von anderen Herangehensweisen?
10X Marketing basiert darauf, wie ein Start-up zu denken: Fail fast, fail forward. Viele Revolutionsversuche scheitern, aber die, die erfolgreich sind, bewirken unglaublich viel Veränderung. Die "10X Marketing Formula", wie sie Garrett Moon in seinem Buch beschreibt, ist ein System aus ineinandergreifenden Frameworks, das unabhängig von unseren Marketingkapazitäten skalierbar ist. - Was macht 10X Content aus?
10X Content ist durch konkrete Kriterien definiert. Der wahrscheinlich wichtigste Aspekt ist die inhaltlich, strukturell und/oder mediatypisch Einzigartigkeit (bzw. Konkurrenzlosigkeit) – weil nur du das Fachwissen (Erfahrung, Daten etc.), die handwerklichen Fähigkeiten oder schlicht die dafür nötigen Kapazitäten hast. - Wie entsteht 10X Content?
Die Planung und Produktion von 10X Content ist durch standardisierte Prozesse charakterisiert, die durch Agile Methoden eine hohe Effizienz und durch definierte Qualitätsstandards eine positive Wirkung gewährleisten. - Was muss ich bei der Publikation von 10X Content beachten?
Die Publikation und Promotion gehen Hand in Hand mit der Produktion, indem das Prinzip des Minimum Viable Contents mit iterativem Vorgehen kombiniert wird. Ziel ist es, Ideen frühzeitig und mit möglichst wenig Aufwand am Markt zu testen. - Woher weiß ich, dass mein 10X Content Marketing wirklich funktioniert?
Die Grundlage ist eine konkrete Zielmetrik, auf die du dich bei all deinen Aktivitäten fokussierst. Alle anderen verfügbaren Metriken helfen dir, Optimierungspotenziale zu identifizieren. - Was zeichnet 10X Marketer aus?
10X Marketer sind vielseitig, zuversichtlich, beharrlich, leidenschaftlich, optimistisch, empathisch und strukturiert. Sie fühlen sich in einem Start-up-ähnlichen Umfeld besonders wohl und arbeiten immer auf konkrete Ziele hin. Ihre Stärke liegt im Prozess, nicht in der Perfektion. - Lohnt sich der Aufwand für 10X wirklich, oder reichen nicht auch 2X?
Prinzipiell ist auch “doppelt so gut” besser als die Konkurrenz und in der Regel schneller zu erreichen, etwa durch Content Recycling, aber dein Vorsprung bleibt dabei extrem gering. Mit genauso wenig Anstrengung kannst du daher auch wieder überholt werden. 10X zielt darauf, quasi uneinholbar zu sein. Eben mit Abstand den besten Content zu bieten und das Feld zu dominieren. Alles andere ist nicht wirklich nachhaltig. - Kann ich das 10X Prinzip auch auf andere Bereiche anwenden?
Ja, unbedingt! Denn im Kern geht es darum, sich auf die wichtigen, weil wirkungsvollen, Dinge zu konzentrieren und möglichst effizient konkrete Ziele erreichen – damit wir die “restliche Zeit” in vollen Zügen genießen können. Das funktioniert für persönliche Fitnessziele genauso gut wie für Bauprojekte, Reiseträume oder neue Hobbies. - Gibt’s das auch zum Mitnehmen?
Auch das. Damit dieser Artikel nicht nur dein Mindset ändert, sondern du die Anregungen auch wirklich in die Praxis mitnimmst, hab ich dir ein paar praxisorientierte Unterlagen zusammengestellt (weitere werden folgen):
Abschließend möchte ich natürlich noch meinen Betalesern danken, die sich auf dieses Experiment eingelassen und mir wertvollen Input für diesen Artikel gegeben haben. Ich danke Birgit, Vanessa, Corinne, Stefan, Verena, Tobias, Benno, Julian, Silke, Tanja, Kerstin, Carsten, Alenka, Sven, David und Sabine.
Möchtest du weiterhin investigative, inspirative und inhaltlich tiefgründige Fachartikel mit journalistischen Anspruch erhalten? Dann unterstütze mich dabei – jeder Beitrag, schon ab 1 Euro, ist eine wertvolle Hilfe, um die Zukunft von toushenne.de zu sichern.
Robert ist Autor des Bestsellers „Content Design“ (Hanser Verlag), unabhängiger Content-Stratege und Gründer dieses Magazins (ehem. „toushenne.de“). Daneben lehrt er Content-Marketing an der FH JOANNEUM sowie Content Design an der ZHAW. Mit über zehn Jahren Erfahrung aus dem Agenturgeschäft, E-Commerce- & SaaS-Unternehmen sowie zahlreichen Freelance-Projekten mit führenden Marken wie Adobe, Bike24 und contentbird, entwickelt er wirksame Strategien für die Optimierung des Content ROI.