Angenommen, du hast die Wahl, wofür würdest du dich entscheiden:
- Deine (kurzfristigen) Ziele zu erreichen, oder
- ein System zu entwickeln, das dir langfristig Fortschritt ermöglicht?
Als Berater (und auch als Solopreneur) ist es stets unser Bestreben, unsere Erfahrung zu systematisieren und auf Basis dessen Prinzipien-basierte Frameworks zu entwickeln, die wir in verschiedensten Situationen verwenden können. Mit Frameworks können wir komplexe Herausforderungen schnell(er) vereinfachen und lösen – ähnlich wie mit Mental Models für Denk- und Entscheidungsprozesse.
Genauso können wir uns bereits vorhandener Frameworks bedienen, um unsere Gedanken einfacher zu kommunizieren. Oder anders ausgedrückt: Um dafür zu sorgen, dass sich unsere Zielgruppe:n an unsere (Marken)Botschaften erinnern.
Ich nutze hauptsächlich die folgenden drei Frameworks, um meine Gedanken zu konkretisieren und besser zu kommunizieren.
1. Die 4-Felder-Matrix
Ein Framework aus meiner täglichen Arbeit ist die 4-Felder-Matrix (oder auch 2×2 Grid), die ich während meines BWL-Studiums in Form der „BCG Matrix” (siehe Bild unten) kennengelernt habe.
Viele bekannte Frameworks lassen sich als 4-Felder-Matrix visualisieren. Etwa die Eisenhower-Matrix, Ansoff-Matrix oder eine Effort-Impact-Matrix zur Priorisierung von Alternativen. In meinem Artikel über Content-Optimierung findest du ein weiteres Beispiel, wie du eine solche 2×2-Matrix nutzen kannst, um Content-Maßnahmen zu strukturieren:
Hier ist ein Beispiel von Katrin Gildner, die eine 4-Felder-Matrix nutzt, um anhand von vier Dimensionen einen Redaktionsplan zu füllen:
Die 4-Felder-Matrix ist eine extrem nützliche, weil sehr simple und schnell erstellte Denkhilfe überall dort, wo du zwei Dimensionen kombinierst. Ein weiteres Beispiel habe ich jüngst bei Jay Acunzo gesehen, der anhand seiner Idea-Impact-Matrix erklärt, warum persönliche und aufschlussreiche (insightful) Inhalte überlegen sind.
Und wie sagte Sean Johnson, Founding Partner der Venture Holding Company Manifold so schön:
2. Baumdiagramme
Ein einfaches Framework ist das Baumdiagramm, oder DuPont-Modell. Es eignet sich zum Beispiel zur Visualisierung von Entscheidungsprozessen (Entscheidungsbaum) oder zur Beantwortung von Fragen wie „Wie können wir [Ziel] beeinflussen?“. Mit sogenannten Treiberbäumen (im Englischen oft auch „KPI tree“ oder „Profit Tree“ bezeichnet, siehe Beispiel unten) können wir Abhängigkeiten verschiedener Maßnahmen oder Kennzahlen („Äste“, nach rechts gehend) skizzieren und ihre jeweilige Wirkung auf ein Ziel (der Ursprung, links) beschreiben.
Für mich ist es seit Langem ein essenzielles Framework:
- Ich lehre es Masterstudierenden in meiner Content-Marketing-Vorlesung an der FH JOANNEUM (und künftig auch in meiner Content Masterclass);
- ich habe es in meinem Team bei konversionsKRAFT als verbindendes Element in unserem Daily Business etabliert, wo es seither als zentrale Anlaufstelle zur Bewertung Handlungsalternativen dient.
- ich habe Treiberbäume natürlich auch hier im Blog thematisiert – sogar mit unerwarteter Poleposition in der Google Suche. ;)
3. Konzentrische Kreise
Du kennst sicherlich Simon Sinek’s “Golden Circle”, oder?
Er nutzt konzentrische Kreise, um, von innen nach außen, die Reihenfolge im Sinne der Wichtigkeit bzw. den Wirkungsbereich der jeweiligen Frage zu beschreiben.
Und genau diese Denkweise können wir verallgemeinern und in vielerlei Situation anwenden, um eine Situation oder die Tragweite einer Entscheidung besser zu verstehen. Zum Beispiel beim Blick auf soziale Kreise (z.B. Individuum > Familie > Freunde > Bekannte > Netzwerk) oder auch für Business Models, wie im folgenden Beispiel skizziert.
- Strategie 1: Du adressierst erst die breite Masse, sammelst Leads, qualifizierst diese und konvertierst sie zu Kunden (many to one; Beispiel: HubSpot)
- Strategie 2: Du hast erste („Wunsch“-)Kunden, die du als Vorlage für Lookalike Audiences von Retargeting-Maßnahmen und als Testimonials nutzen kannst (one to many; Beispiel: Account-based Marketing).
Ebenso könntest du dein Produkt-Portfolio in diesem Stil visualisieren, wie im folgenden Bild skizziert. Eine empfehlenswerte Alternative dazu ist die Business Model-Produkt-Treppe von Conta Grombergs*:
Weitere Beispiele von konzentrischen Kreismodellen im Kontext von Content sind
Sonderform: das Venn-Diagramm
Nah verwandt mit konzentrischen Kreisen ist das Venn-Diagramm, mit dem wir Schnittmengen verschiedener Bereiche visualisieren können. Beispiele dafür sind das IKIGAI-Diagramm oder das CUBI UX Model. Oder auch der LinkedIn-Beitrag unten von Steven Bartlett. Als simple Visualisierung sind sie wahnsinnig effektiv, um den zugrundeliegenden Gedanken zu erklären.
Real-world examples: Wie Steven Bartlett (“Diary of a CEO”) und Dr. Andrew Huberman (“Huberman Lab”) Frameworks verwenden
Ich höre wenige Podcasts wirklich regelmäßig und schaue sie noch seltener auf YouTube an. Steven Bartletts „Diary of a CEO“ (DOAC) ist neben dem Huberman Lab einer der wenigen Shows, die am liebsten sofort hören bzw. sehen will, sobald sie erscheinen. Warum? Weil sie wahnsinnig gut darin sind, einer Sache auf den Grund zu gehen und selbst komplexe und im Fall von Dr. Andrew Huberman wissenschaftliche Sachverhalte so zu vereinfachen, dass sie nicht nur verständlich, sondern direkt anwendbar sind. Huberman ist nicht ohne Grund für seine „Routinen“ und „Protokolle“ bekannt. Und schauen wir uns Steven Bartletts LinkedIn Beiträge (abseits der Videos) an, dann erkennen wir, dass er sich an Visualisierungen und Frameworks bedient.
Hier ein simples Beispiel, aus dem die Kernbotschaft schnell erkennbar ist:
Fazit: Nutze (visuelle) Frameworks, um schneller zu verstehen und deinen Content verständlicher zu machen.
Überdies gibt es viele weitere Frameworks, Modelle oder Konzepte, die wir als Content-Verantwortliche nutzen können, beispielsweise:
- SWOT-Analyse (übrigens auch eine Art 4-Felder-Matrix)
- Pirate Metrics „AAARRR“
- The Big 5 (im Kern von They Ask, You Answer)
- 7 P’s (eine Weiterentwicklung der klassischen 4-P um People, Processes und Physical Evidence)
- Porter’s Five Forces
- AIDA
Und auch beim Schreiben mit System können wir Frameworks oder „Copywriting Formeln“ nutzen, etwa PAS – Problem, Agitate, Solution, eine Before-After-Bridge oder das StoryBrand Framework von Donald Miller*.
Ein gutes Framework schafft Klarheit und hilft alle Beteiligten, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist – den einen Quadranten in der 2×2-Matrix, den einen Pfad im Treiberbaum oder das Bullseye im Zentrum aller Kreise. Es hilft uns als konkrete Handlungsanleitung, Analyse-Paralyse zu vermeiden und direkt ins Tun zu kommen.
Probier’s aus! Ich wette, du wirst schnell passende Anwendungsmöglichkeiten finden.
Nützliche Links und Lektüren
Auf den folgenden drei Websites findest du zahlreiche Frameworks, die du testen kannst:
- Visual Frameworks (nur visuelle Konzepte)
- untools – Tools for better thinking (Konzepte inkl. Kurzanleitung)
- Marketing Frameworks (von Super Heuristics)
Die folgenden drei Bücher beschreiben jeweils eines der zuvor erwähnten Frameworks, sind eine hervorragende Vertiefung:
PS: Frameworks vs. Mental Models
Ein Framework ist ein strukturierter Ansatz, um Informationen zu organisieren und zu interpretieren. Oft gibt es eine Vielzahl von Richtlinien oder Anweisungen, die festlegen, was in einer bestimmten Situation zu tun ist.
Der Fokus liegt auf dem Tun.
Ein Mental Model, oder auf Deutsch kognitives Modell, stellt einen kognitiven Kontext oder ein mentales Konzept dar, welches dazu dient, die Funktionsweise eines Gegenstandes oder die Bewältigung einer Situation zu erläutern (theoretisch). Es ist eine Art, über die Welt zu denken, die durch unsere Erfahrungen, Überzeugungen und Annahmen geprägt ist.
Der Fokus liegt auf dem Denken.
In der Praxis werden Begriffe wie Framework, Modell, Konzept, Methode oder Strategie eher dem Kontext entsprechend verwendet (oder schlichtweg so, dass es sich besser vermarkten lässt). Letztlich geht es darum, besser zu kommunizieren – so, dass es Leser:innen, Zuhörer:innen oder Zuschauer:innen einfacher verstehen, sich daran erinnern und auch selbst anwenden können.
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Robert ist Autor des Bestsellers „Content Design“ (Hanser Verlag), unabhängiger Content-Stratege und Gründer dieses Magazins (ehem. „toushenne.de“). Daneben lehrt er Content-Marketing an der FH JOANNEUM sowie Content Design an der ZHAW. Mit über zehn Jahren Erfahrung aus dem Agenturgeschäft, E-Commerce- & SaaS-Unternehmen sowie zahlreichen Freelance-Projekten mit führenden Marken wie Adobe, Bike24 und contentbird, entwickelt er wirksame Strategien für die Optimierung des Content ROI.