Infografiken kennen wir alle, vor allem im Kontext des (Content) Marketings.
Aber wo kamen sie her? Warum sind sie so populär und was macht sie zu einem so effektiven Marketinginstrument?
Nun, allein die Tatsache, dass wir nur etwa jedes fünfte Wort auf einer Website lesen (weil wir einfach zu faul sind) spricht schon für visuellen Content. Hinzu kommen die vielen Social-Media- und Content-Plattformen, über die wir quasi täglich auf grafische Inhalte stoßen können.
Das und noch einige weitere Vorteile bringt der Einsatz von Infografiken mit sich. Welche, das erfährst du hier... ;-)
Andreas, the stage is yours!
Was ist eine Infografik und warum ist sie ein so effektives Marketinginstrument?
Beginnen wir zunächst mit einer Definition.
Das Wort "Infografik" (Englisch "infographic") leitet sich aus den beiden Wörtern Information und Grafik (im Englischen Original "information graphics") ab. Sie dient primär dazu, viele bzw. komplexe Informationen visuell so aufzubereiten, dass der Betrachter sie innerhalb kürzester Zeit begreifen kann.
Das ist sinnvoll und deshalb so wirksam, weil unser Gehirn darauf getrimmt ist, visuelle Informationen zu verarbeiten. Eine ganze Gehirnhälfte ist ausschließlich dafür zuständig.
Die kognitive Psychologie steht seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Wissenschaft. Sie sucht Antworten auf die Fragen, wie Menschen die Außenwelt wahrnehmen. Und die Entdeckungen in der Psychologie können uns in unserer täglichen Arbeit tatsächlich behilflich sein.
Zum Beispiel wirken einige Texte verständlich, andere nicht. Warum?
Manche Grafiken können wir sofort dekodieren, für andere brauchen wir mehr Zeit. Selbe Frage...
Das gilt ebenso für Farben, aber dazu gleich mehr in unserem Beispiel weiter unten.
Noch tiefer in diese Materie kannst du dich in Roberts Artikel über visuellen Content im Online Marketing einlesen und sein Buch "Content Design" erscheint ja auch noch später dieses Jahr. Es gibt also (bald) noch mehr zu entdecken! ;-)
Nigel Holmes, ein britischer Grafik-Designer, Autor und Theoretiker des "Information Design", interpretiert die Infografik als Erklärungsgrafik; weil sie uns hilft, verschiedene Dinge visuell zu erklären. Im Unternehmens- bzw. Marketingkontext gibt es viele verschiedene Anwendungsbereiche, beispielsweise...
- die Erklärung von Produkteigenschaften oder Darstellung unseres Leistungsspektrums.
- die Veranschaulichung von Geschäftsabläufen für die Präsentation vor (potenziellen) Kunden.
- die Kommunikation neuer Ideen an deine Kollegen (interne Kommunikation) – und zwar visuell schon so aufbereitet, dass sie sie schnell begreifen und diskutieren können.
- die Dokumentation deiner Unternehmensstrategie und die Auslegung einzelner taktischer Handlungen.
- für einen (Elevator)Pitch, bei dem du möglichst viele (wichtige) Informationen innerhalb kürzester Zeit kommunizieren willst.
So vielfältig wie wir Infografiken einsetzen können, so vielseitig sind sie auch in ihrer Wirkung bzw. ihrem Nutzen.
Über die Ziele, die du mithilfe einer Infografik erreichen willst, solltest du dir natürlich vor der Produktion im Klaren sein. Das könnten sein:
- Dem Nutzer konkrete Informationen vermitteln (Fokus auf Struktur)
- Den Nutzer unterhalten (wobei das per Definition einer Infografik dann eher "Infotainment" wäre)
- Den Nutzer emotional erregen (wenn's geht im positiven Sinne) um ihn dann zu einer Aktion zu bewegen
- Aufmerksamkeit für deine Marke erzeugen (Fokus auf die brandkonforme Gestaltung)
- (Organischen) Traffic auf deine Seite lenken, vor allem durch die Bildersuche oder Content-Plattformen wie Pinterest
- Backlinks generieren (Fokus eher auf das Seeding der Infografik)
- Leads oder sogar direkt Umsatz generieren
Außerdem werden Infografiken, naja, allgemein visuelle Inhalte, gerne über Social Media geteilt. Das geht nämlich deutlich einfacher als mit Textinhalten.
Hier sind 13 Gründe, warum Infografiken so wirkungsvoll sind, in einer solchen von NeoMam Studios zusammengefasst (die komplett Infografik findest du am Ende des Artikels:
Anmerkung von Robert: Nur mit einer Infografik (also einer Bilddatei) ist es selten getan. Oder sagen wir, damit wirst du nicht das gesamte Potenzial deiner Infografik ausschöpfen können. Denn spätestens wenn es dein Ziel ist, Backlinks zu generieren, musst du dir überlegen, wohin diese Links überhaupt führen sollen. Eine begleitende Landingpage oder zumindest ein Blogartikel ist unbedingt erforderlich; das meint auch Seeding-Experte Fionn Kientzler:
Beim Seeding sollte man darauf achten, die Infografik möglichst auf eine nicht kommerzielle Seite, wie den Unternehmens-Blog oder eine speziell gestaltete Content-Seite zu stellen, denn Multiplikatoren reagieren gereizt, wenn sie eine offene Werbeintention hinter der Grafik entdecken.
Soweit so gut, denkst du, aber fragst dich, wie du nun eine eigene Infografik erstellen kannst?
Idee, Struktur, Design & Tools: So kannst du Infografiken erstellen
Das erste was du brauchst, nachdem du dein Ziel definiert hast, sind Informationen. Welche sich für deinen Zweck eignen, musst du entscheiden. Gerne dargestellt werden:
- Statistiken & Fakten (Marktdaten, Verkaufs- & Umsatzzahlen, Umfrageergebnisse etc.)
- Zusammenhänge und Beziehungen (zwischen Menschen, Produkten etc.)
- Prozesse (beispielsweise Anleitungen, Handlungsabfolgen o.Ä.)
- Geographische und soziodemographische Daten
- Chronologie und Geschichte im Sinne der zeitlichen Abfolge von Ereignissen (in Form von Zeitachsen, Kalendern etc.)
- Vergleiche
- Listen
Wir bei TemplateMonster haben uns für eine Infografik-Reihe zum Thema Farben bzw. Farbpsychologie entschieden, um deren Bedeutung für das Content Design zu erläutern. Die Farbe beeinflusst das Konsumverhalten nämlich sehr stark. Neun aus zehn Käufern geben zum Beispiel an, dass die Farbe ausschlaggebend für den Kauf ist.
Grund genug für uns, das Thema näher zu betrachten.
Wir haben uns dazu unterschiedliche Fragen gestellt, etwa welche Assoziationen Farben hervorrufen oder wie sie Emotionen und die Handlung beeinflussen. Diese Ergebnisse haben wir in Infografiken aufbereitet, neben Blau und Schwarz auch für die Farbe Rot (klicke aufs Bild, um die komplette Infografik anzuzeigen):
Rot hat ein enormes Potenzial dank einiger "Super-Features":
- Rot ist eine der beliebtesten Farben
- Rot ist eine der intensivsten Farben
- Unter allen Farbtönen erregt Rot am besten die Aufmerksamkeit
- Rot drückt am besten (die entsprechenden) Gefühle und Emotionen aus
Die Wirkung von Farben basiert vor allem auf sozialen und kulturellen Traditionen. Ihre Wahrnehmung hängt meistens mit den Assoziationen zusammen, die wir für jede einzelne Farbe in unserem Gedächtnis speichern. Die Assoziationen zu Rot findest du in unserer Infografik oben.
In diesem Zusammenhang auch relevant: Farben im Content & Brand Design (enthält natürlich auch ein paar Infografiken). ;-)
Aber genug zu Farben, es geht schließlich um Infografiken...
Tipps für ein wirkungsvolles Infografik Design
Eine Infografik muss, nein darf nicht kompliziert sein. Eine aussagekräftige Überschrift, eine logische Informationshierarchie und eine ansprechende Gestaltung sind im Grunde schon alles, worauf du achten musst.
Darüber hinaus hilft es, wenn
- die textlichen Informationen auf ein Minimum reduziert sind ("reduce to the max"), aber die gesamte Infografik selbsterklärend ist;
- Text & Bild insgesamt gut ausbalanciert sind
- die Daten gut strukturiert/gegliedert sind;
- die Informationen nicht zu speziell sind, um trotzdem eine breite Zielgruppe anzusprechen;
- du durch Text und Bild eine Geschichte erzählen kannst, durch die sich der Nutzer automatisch "durchscrollt";
- die Daten möglichst von Dauer sind ("Evergreen Content"), sodass die Grafik über die Zeit nicht an Relevanz verliert;
- die Informationen einen konkreten praktischen Nutzen für die Zielgruppe bietet;
- die Grafik im Hochformat angelegt wird, denn damit passt sie besser in unseren Stream (denk dabei einfach mal an Pinterest oder das Nutzerverhalten auf mobilen Geräten...).
Auch diese Liste könnten wir wohl noch erweitern, aber ich glaube du hast damit genug Ansatzpunkte, um deine erste eigene Infografik zu konzipieren. Oder?
Und bevor auch du jetzt die Frage stellst „Kann ich eine Infografik online erstellen?“ …
... hier die Antwort: Keine Ahnung ob du das kannst, prinzipiell ist das natürlich möglich! ;-)
Zwar gibt es kein explizites Infografik Tool, das alle Einsatzbereiche abdeckt, du findest aber eine Übersicht passender Tools wie Infogr.am, Canva oder Visual.ly hier.
Schlusswort & Ausblick
Das digitale Zeitalter hat zu erheblichen Veränderungen geführt, wie der Leser Informationen verarbeitet und im Web navigiert.
"Continuous Partial" Attention ist eine Art menschlichen Verhaltens, bei dem der Nutzer auf der ständigen Suche nach mehreren digitalen Quellen ist, um immer breiteren Informationszugang zu haben. In der Folge stellt sich die Aufmerksamkeit des Nutzers in viele kleinere Stücke auf.
Eines der Ergebnisse dieser Online-Realität ist die "Aufmerksamkeitsökonomie" – das Interesse von Kunden an Informationen, was in der gegenwärtigen Web-Welt zu einer Art Währung geworden ist. Der Nutzer lernt den Inhalt kennen und investiert seine geistige Kraft, um die Informationen zu verarbeiten. Und dann wird eine Entscheidung getroffen, ob es sich lohnt, sich weiter mit dem Seiteninhalt zu beschäftigen.
Kein Wunder also, dass Unternehmer wie Gary Vaynerchuk genau damit erfolgreich geworden sind (man beachte allein seinen Slogan).
Deine Leser und Kunden erhalten immer mehr Informationen im Web. Daher ist es sehr wichtig zu wissen, wie sich die Wahrnehmung von Text (und Bildern) online und offline unterscheidet. Wir lesen am Bildschirm beispielsweise viel langsamer als in einem Buch und unsere Augen ermüden dabei viel schneller.
Wir leben aber in einer digitalen Umgebung. Seit vielen Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Frage, wie Nutzer und Web aufeinander wirken. Eines der Ergebnisse ist die einfache Tatsache, dass wir nicht gerne online lesen. Wir lesen daher auch nur circa 20 % des ganzen Textes auf einer Webseite.
Damit deine Besucher beim Lesen langer Texte nicht die Lust verlieren aber trotzdem die Kerninformation über deine Produkte und Dienstleistungen erhalten, empfehle ich dir die Nutzung von Infografiken. Durch sie erregst du über Social Media oder etwa die Bildersuche deutlich mehr Aufmerksamkeit, als mit einfachen Texten. Sie werden gerne geteilt und generieren Backlinks und allgemein viel organischen Traffic.
Natürlich nicht als Selbstläufer, aber durch gezieltes Seeding entfalten sie ihre volle Wirkung sehr schnell. Für uns bei TemplateMonster lohnt sich die Arbeit jedenfalls und ich kann dir nur raten, es selbst mal zu versuchen.
Was meinst du? Passen Infografiken in deinen Content-Marketing-Mix?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
PS von Robert: Die "Bildersuche" ist ein gutes Stichwort, denn damit geht es hier im Blog in den nächsten Wochen weiter. Ich beschäftige mich unter anderem mit dem Impact von visuellem Content auf SEO und werde dazu sicherlich den einen oder anderen Beitrag schreiben. Stay tuned! :-)
Und hier noch die versprochene Infografik mit Gründen, warum Infografiken so wirkungsvoll sind:
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Robert ist Autor des Bestsellers „Content Design“ (Hanser Verlag), unabhängiger Content-Stratege und Gründer dieses Magazins (ehem. „toushenne.de“). Daneben lehrt er Content-Marketing an der FH JOANNEUM sowie Content Design an der ZHAW. Mit über zehn Jahren Erfahrung aus dem Agenturgeschäft, E-Commerce- & SaaS-Unternehmen sowie zahlreichen Freelance-Projekten mit führenden Marken wie Adobe, Bike24 und contentbird, entwickelt er wirksame Strategien für die Optimierung des Content ROI.